Oscar Piastri und Lando Norris fahren in diesem Jahr der Konkurrenz davon. Die beiden McLaren-Piloten werden das Rennen um den Weltmeistertitel mit ziemlicher Sicherheit unter sich ausmachen. Bisher gab es in der gesamten Saison noch keine Stallorder oder Ähnliches, die beiden Weltmeisterschaftskandidaten durften frei fahren und McLaren-Boss Zak Brown sagte noch im Frühling: «Ich glaube, wir haben noch keinen wirklich epischen Kampf zwischen ihnen gesehen, aber dieser Tag wird kommen und ich freue mich darauf.»
Zwar kam es im Juni bereits in Kanada zu einem Crash, als Norris in seinen Teamkollegen fuhr und sich selbst aus dem Rennen nahm, doch sonst blieb es ruhig zwischen den beiden Fahrern. Bis zum Grand Prix am Sonntag in Monza. Zum ersten Mal musste ein Fahrer für seinen Teamkollegen Platz machen und dies sorgte während und nach dem Rennen für Diskussionen.
Norris war praktisch das ganze Rennen eine Position vor seinem Teamkollegen platziert, aber wenige Runden vor dem Ende mussten beide noch in die Box. Für gewöhnlich steht zunächst der Boxenstopp des vorderen Fahrers an. Doch Norris lehnte dies ab, da er darauf spekulierte, dass es zu einem Safety-Car oder einer roten Flagge kommen könnte. Er wollte, dass Piastri zuerst die Reifen wechselt, sofern es keinen Undercut von seinem Teamkollegen gibt.
Doch dann der strittige Moment: Die Mechaniker verhauen bei Norris den Boxenstopp und Piastri zieht am Briten vorbei. Dies gefällt Norris überhaupt nicht und McLaren entscheidet sich zum ersten Mal in dieser Saison für eine Stallorder, weshalb der WM-Führende für Norris Platz machen musste.
Do you like team orders: no or no?
— Motorsport (@Motorsport) September 7, 2025
Here’s the radio from McLaren when Oscar Piastri was asked to let Lando Norris pass.
Via F1 pic.twitter.com/NmgXnDJz7L
«Ich meine … Wir haben gesagt, dass ein langsamer Stopp Teil vom Rennsport ist. Ich sehe nicht, was da anders ist. Aber wenn ihr es wirklich wollt, mache ich es», sagte ein frustrierter Piastri am Funk. Sogar Max Verstappen welcher das Rennen im Red Bull klar anführte, musste über den Entscheid lachen, als ihm am Funk davon erzählt wurde. Zwar durfte Piastri, nachdem er Platz machen musste, wieder angreifen, schaffte es aber nicht mehr, seinen Teamkollegen einzuholen.
Statt den Vorsprung auf Norris um drei Punkte zu vergrössern, verkürzte dieser den Rückstand auf Piastri auf 31 Zähler. Nach dem Rennen wirkte Piastri bereits versöhnlicher und erklärte, mit dem Entscheid keine Probleme zu haben, selbst sollte er noch die WM verlieren: «Ich würde es nicht bereuen, nein. Heute war eine faire Entscheidung.» Beide Fahrer sind sich gemäss Motorsportmagazin einig, dass sie auch in einem der drei letzten Rennen der Saison Platz machen würden.
Für Norris war auch wichtig, das mit diesem Entscheid die Mitarbeiter von McLaren geschützt werden: «Du erwartest Fairness vom Team. Sie wollen nicht der Grund für den Ärger eines schuldlosen Fahrers sein. Heute war nicht meine Schuld. Wenn ich mit Vollgas in die Box gebrettert wäre und meine Mechaniker umgenietet hätte, dann erwarte ich nicht, dass ich den Platz wiederbekomme.»
Bereits vor einem Jahr in Ungarn gab es einen ähnlichen Entscheid, aber in umgekehrten Rollen. Norris musste für Piastri Platz machen, nachdem er diesen nach einem früheren Boxenstopp überholen konnte. Durch diesen Entscheid gewann Piastri seinen ersten Formel-1-Grand-Prix.
Noch führt Piastri in der WM mit 31 Punkten vor seinem Teamkollegen. Das Rennen in Monza war das letzte in diesem Jahr in Europa. Weiter geht es am 21. September in Baku. (riz)